[Zürich, 10.04.2025]
Die Italienischen Auslandshandelskammern (CCIE) in Europa ergreifen Massnahmen, um italienischen Exportunternehmen, die von den US-Zöllen bedroht sind, eine Alternative zum amerikanischen Markt zu bieten.
Der eskalierende Handelskrieg rund um die Zölle wird für 90 Tage ausgesetzt. Der Präsident der USA hat beschlossen, die am 2. April in Kraft getretenen Massnahmen, die äusserst hohe Zölle für nicht in den USA hergestellte Ware verhängt hatten, für diejenigen Länder auszusetzen, die zu Verhandlungen bereit sind. Dieser neue Beschluss hat in den vergangenen Stunden für etwas Optimismus gesorgt. Aufwind haben dadurch auch die Börsenkurse gespürt, die ein deutliches Plus im Vergleich zu den Vortagen verzeichnet haben. Der Handelskonflikt scheint sich somit momentan entschärft zu haben.

«Fehlt der Mut, die bewährten Muster durchzubrechen, die zwangsläufig streng aber vor allem starr sind, wird es schwierig sein, die nach wie vor zahlreich vorhandenen Möglichkeiten zu ergreifen», erklärt Vincenzo Di Pierri, Präsident der Italienischen Handelskammer für die Schweiz. «Aufgrund der aktuellen Konjunkturprobleme erscheint dieses Struktursystem zunehmend fragiler. Es läuft ausserdem die Gefahr, den Anschluss zu den Marktdynamiken und auch zur Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu verpassen. Es ist klar,» so Pierri weiter «dass diese Unsicherheiten auf verschiedenen Ebenen eine schwierige Ausgangslage bilden. Aber genau diese Phase, die beinahe einer Revolution gleichkommt, treibt uns dazu, unsere Komfortzone zu verlassen. Denn aus dieser Situation können wir neue Geschlossenheit, Impulse, Energie, Übereinstimmung, Allianzen und geteilte Perspektiven schöpfen – Elemente, die uns dazu veranlassen können, unsere Strategien neu zu definieren und unsere Visionen zu überdenken. Man kann sagen, dass wir uns in einer Lage befinden, in der wir aus der Not eine Tugend machen müssen, ohne dabei auf die alteingesessene Gleichsetzung zwischen Krise und Chance zurückgreifen zu wollen. Diese Gleichstellung ist nämlich nicht mehr nur in China zur Realität geworden. Die „conditio sine qua non“ dafür ist aber klarerweise, dass die Not uns erfinderisch macht».

Heute mehr als je zuvor ist es grundlegend, die Kontakte zwischen den europäischen Staaten zu verstärken. In diese Richtung geht auch die Kommunikationsstrategie der CCIS in Zusammenarbeit mit einigen der wichtigsten CCIE (Camere di commercio italiane all’estero) weltweit, die den Unternehmen des Made in Italy die Alternativen zum US-amerikanischen Markt aufzeigen will.
Die Agrar- und Ernährungswirtschaft ist der Bereich, der am meisten durch die hohen Zölle gefährdet ist. Dies gilt insbesondere für Weine und Getränke, da 25% deren Ausfuhren für den US-Markt bestimmt sind. Daneben sind auch der Handel mit Getreide, Milchprodukten und Eiern betroffen. Hier beträgt die Exportquote in die USA durchschnittlich 13%. Ebenso schlecht sieht es für die italienische MEM-Industrie (Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie) und für die Automotive aus: Hier beträgt der Export 24 Milliarden Euro, wovon der Handel mit Industriemaschinen 5,2 Milliarden Euro ausmacht.

 

EUROPÄISCHE ALTERNATIVEN FÜR DAS MADE IN ITALY
Europäische Märkte wie die Schweiz, Spanien, Deutschland und Frankreich zeichnen sich durch eine starke Nachfrage nach Made in Italy-Produkten aus.
Die Schweiz ist beispielsweise der fünfte Handelspartner Italiens. Gerade in dieser Phase der Unsicherheit kann der Blick in Richtung Eidgenossenschaft nur vorteilhaft sein: Hier finden die Hersteller ein kaufkräftiges und konsumfreudiges Zielpublikum, das die schönen und hochwertigen Produkte des Made in Italy sehr zu schätzen weiss. Und der Schweizer Markt bietet noch viel Luft nach oben, um neue italienische Spitzenprodukte aufzunehmen.
In der Lebensmittelproduktion sind beispielsweise Reis, Olivenöl, Wein, Pasta und Käse die am meisten in die Schweiz exportieren Erzeugnisse. Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete die Handelsbilanz einen Überschuss von 30 Milliarden Euro. Und diese Zahl könnte sich möglicherweise noch verdreifachen.

Wenn wir einen Blick auf die geographische Aufteilung der Ausfuhren werfen, so sehen wir, dass die Regionen Abruzzen, Toskana, Molise, Emilia Romagna, Umbrien, Friaul-Julisch Venetien und Latium am schwersten von den amerikanischen Handelszöllen betroffen sind, wobei die Bandbreite zwischen 17,14% (Abruzzen) und 11,31% (Latium) liegt. Die Italienische Handelskammer für die Schweiz ist bemüht, diesen Regionen dabei zu helfen, alternative Handelsmöglichkeiten zum US-amerikanischen Markt zu suchen.

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